Mit Erklärvideos kannst du deine Produkte und Dienstleistungen in Szene setzen. Und so die Neugierde potenzieller Kunden wecken. Aber wie schwierig ist es, ein Erklärvideo zu erstellen? Was sind die Kriterien bei der Gestaltung?
Videoclips gehören längst zu unserem Alltag. Nicht nur zur Unterhaltungszwecken. Auch im Rahmen einer Produktvorstellung kommen Videos gut an. Denn mit ihnen lassen sich erklärungsbedürftige Produkte und Services in Sekundenschnelle präsentieren. Weshalb sie eine wichtige Rolle im Content-Marketing spielen.
Was ist ein Erklärvideo?
Video ist ein lateinisches Wort und bedeutet „ich sehe“. In der Praxis ist damit fast immer ein audiovisuelles Medium zum Transport von Inhalten gemeint.
Ein Erklärvideo (auch Erklärfilm oder Explainer Video genannt) ist ein Video, welches dem Rezipienten bei der Bewältigung eines spezifischen Problems helfen soll. Zum Beispiel bei der Reparatur eines Fahrrads oder zum Erlernen einer Sprache.
In Erklärvideos kommen Text, Bilder, Musik und häufig auch eine sprechende Stimme zum Einsatz. Neben diesen expliziten Gestaltungsmitteln bedienen sich Erklärvideos häufig weiterer, konzeptioneller Gestaltungselemente wie zum Beispiel live im Video gezeichnete Inhalte, Real-Bilder bzw. Videosequenzen oder 3D-Elemente.
Warum funktionieren Videos?
Manche User lesen gerne, andere hören lieber Podcasts und wieder andere schauen lieber Videos. So hat jeder seine Vorlieben beim Medienkonsum.
Auf der anderen Seite ist nicht jeder Content für jedes Format gleichermaßen geeignet. Eine wissenschaftliche Arbeit? Passt am besten in einen Text mit ein paar Infografiken. Diskussionen und Interviews eher in einenen Podcast.
Erklärvideos hingegen ermöglichen es, komplexe Themen auch Menschen ohne Vorkenntnisse auf verständliche Weise zu vermitteln. Durch die Kombination von Animationen, Grafiken und Audio fördern sie nämlich das Engagement des Users.
Zudem sind sie flexibel einsetzbar und können auf verschiedenen Plattformen wie Websites, Social Media und Präsentationen genutzt werden. Da sie oft kurz und prägnant sind, eignen sie sich gut für eine besonders schnelle Informationsvermittlung.
Wie kann man ein Erklärvideo erstellen?
Es gibt unzählige Cloud-Lösungen, mit denen Du ein Erklärvideo erstellen kannst: Powtoon, Vyond und Animaker sind die Bekanntesten. Sofern du dir mehr Gestaltungsfreiheit wünschst, musst du mehr investieren und Experten für z. B. Adobe After Effects engagieren. Die wichtigsten Erklärvideo-Tools haben wir hier für Dich getestet.
Wie wird dein Erklärvideo zu einem echten Hingucker?
Wenn du dich an die folgenden acht Regeln hältst, kann dein Erklärvideo potenzielle Kunden in ihren Bann ziehen:
One-Rule
Die Erste und wichtigste Regel umfasst vier “ONEs.” Bevor du deinen Daumen auf dem Aufnahmeknopf platzieren, sollten die folgenden vier Punkte festgelegt sein:
- In deinem Video sollte nur ein Thema, Produkt, Dienstleistung oder Unternehmen dargestellt werden.
- In deinem Video sollte nur eine Zielgruppe konkret angesprochen werden. Die Verlockung ist groß, ein Video für alle zu erstellen. Ein Video als Produktvorstellung für den Vertrieb, welches gleichzeitig auf Messen abgespielt wird, um das Recruiting voranzutreiben, führt oftmals nicht zum gewünschten Erfolg.
- In deinem Video sollte nur eine Botschaft übermittelt werden. Kannst du die Frage “Worum geht es in dem Video?” mit nur einem Wort beantworten?
- In deinem Video sollte am Ende nur ein Impuls ausgelöst werden. Kaufen, Bestellen, Ausfüllen … Zu viele Kommandos bzw. Call-to-Actions würden hier nur für Verwirrung stiften.
“Weniger ist mehr” oder die Zwei-Minuten Regel
Halte dich kurz und sage in dieser Zeit alles Wichtige, damit der Zuschauer dranbleibt. Generell gilt: Überlege dir, auf welchem Kanal dein Video einmal laufen soll. Bei Instagram zum Beispiel ist ein Video länger als 60 Sekunden gar nicht möglich. Es wäre also ratsam, mehrere kurze Videos zu produzieren.
Zusätzlich kommt es darauf an, wer das Video anschaut und was deine Ziele sind. In einer Expertengruppe auf Facebook kann ein Anleitungsvideo natürlich länger sein. Schalte auf Facebook eine Video-Werbung, so sollte es die gleichen Kriterien erfüllen wie bei Instagram und YouTube.
Beachte: Schon die Zeitangabe beim Starten eines Videos kann den User davon abhalten, es länger als ein paar Sekunden anzuschauen.
Zielkunden definieren
Wie bereits in Punkt 1 kurz erläutert, ist die genaue Definition des Zielkunden ein ausschlaggebender Punkt für den Erfolg. Nur wenn du dich in ihn hineinversetzen kannst, gelingt dir die richtige Ansprache.
- Welches konkrete Problem liegt vor?
- Warum sind alternative Lösungsstrategien weniger geeignet?
- Was sind die Vorkenntnisse?
- Was trägt zur Begeisterung bei?
Um mehr über den Zielkunden zu erfahren, eignet sich das Konzept der Buyer Persona oder der Jobs-to-be-Done.
Eventuell macht es Sinn, von einem Basis-Erklärvideo verschiedene Varianten zu erstellen. Mit ihnen lassen sich dann ganz unterschiedliche Zielkunden ansprechen.
Ohne Planung wird es nichts.
Einfach loslegen mag in vielen Lebenslagen funktionieren. Bei der Erstellung eines Videos ist das jedoch keine gute Idee. Vielmehr solltest du im Vorwege genau wissen, was im Video passieren soll. Dazu kannst du ein sogenanntes Storyboard anlegen, welches die wichtigsten Ereignisse in einer Sequenz skizziert. Das Ziel soll sein, dass du und andere den Ablauf nachvollziehen und ggf. nachbessern können. Hier ein Beispiel:
Falls Dein Video aus mehreren Szenen besteht, benötigst Du jeweils ein gesondertes Storyboard. Beschreibe darin kurz die Szene sowie den (oder die) Protagonisten. Versuche, die Abläufe weitgehend zu vereinfachen. Und keine Sorge: Auf Schönheit kommt es in den Skizzen nicht an.
Achtung: Falls in einer Szene lediglich eine sprechende Person ohne weitere Handlung zu sehen ist, kann auf das Storyboard natürlich verzichtet werden. (Im Fachjargon ist von “Talking Head Videos” die Rede.) Hier kommt es auf ein gutes Skript an. Vorgetragene Inhalte müssen den User mitreißen. Es kommt also auf jedes Wort an. Wer einen langweiligen Text runterrattert, wird keinen Erfolg haben.
Kundenperspektive berücksichtigen
Bei der Konzeption eines erfolgreichen Videos sollten alle Inhalte aus der Kundenperspektive betrachtet und formuliert werden. Es bringt nichts, ein Produktmerkmal zu erklären, dem Kunden jedoch nicht mit auf den Weg zu geben, was dieses Produktmerkmal für ihn konkret bedeutet.
Auf Dramaturgie setzen
Du kennst das sicherlich auch: Ein Sprecher mit einschlafender Stimme und Betonung hält einen Vortrag. Es fällt uns extrem schwer zu folgen, bis unsere Konzentration schließlich dahinsiecht. Ob live oder auf dem Screen – obwohl uns das Thema interessiert, kann die Wirkung komplett zunichte gemacht werden.
Versuche, das Video dynamisch zu gestalten. Der Zuschauer darf sich in keinem Moment langweilen und muss am besten in den ersten Sekunden gefesselt werden. Dabei kann der Sound bzw. die richtige Musik helfen.
Vorteile vs. Nutzen
“Unsere Software beinhaltet nun auch die Funktion des proaktiven Chats.” Das ist ein Produktmerkmal. Jedoch kann Euer Kunde diese Information nicht wirklich bewerten. Denn er weiß eventuell nicht, was ihm dieser Nutzen bringt.
Erst die Formulierung: “Unser Software beinhaltet nun auch die Funktion des proaktiven Chats, damit Du jederzeit mit den Kunden einen Chat beginnen können.” bringt Licht ins Dunkle. Hier wird das Kundennutzen klar und verständlich formuliert.
Der Ton macht die Musik
Musik kann ein eher tristes Erklärvideo extrem dynamisch wirken lassen. Vor allem dann, wenn sie sich der Dramaturgie anpasst, d. h. an der richtigen Stelle lauter, leiser, schneller oder langsamer wird. Aber vorsicht: vor allem beim Musikgeschmack schließt man gern von sich auf andere.
Alternativ oder ergänzend kann eine Stimme aus dem Off den Videoinhalt begleiten. Wichtig ist, dass diese sympathisch rüberkommt und gut zu verstehen ist.
Emotionen
Versuche nach Möglichkeit, beim Betrachter gezielt Emotionen auszulösen. Das sorgt für starke Aufmerksamkeit und Involvement. Geeignete Emotionen sind jene, die direkt mit seinen Pain Points und der angebotenen Lösung in Verbindung stehen.
Aber Vorsicht: Ein Erklärvideo ist kein Werbespot. Im Fokus steht also weniger Branding als das Erklären eines Produktes oder eines damit verbundenen Sachverhalts.
Handlungsaufforderung
Was soll der Betrachter tun, wenn das Erklärvideo zu Ende ist? Häufig sind User dann auf sich gestellt. Besser ist es, wenn du eine unwiderstehliche Handlungsaufforderung (Call-to-Action bzw. CTA) präsentierst. Wichtig: Dieser CTA muss in den Kontext und zur Kundenreise passen. Optional kannst du auch einen zweiten, sekundären CTA integrieren.
In YouTube ist dies meist die Aufforderung, den Kanal zu abonnieren oder zu liken. Alternativ kann auch ein Newsletter beworben werden.
Lokalisierung und Pflege
Früher oder später wünschst du dir kleine Anpassungen am Video. Texte lassen sich normalerweise recht einfach editieren. Manchmal ganz ohne Hilfe von Experten. Optische Veränderungen oder Anpassungen der Tonspur sind oft deutlich komplizierter.
Sei dir insgesamt bewusst, dass auch im Nachhinein Änderungen und Lokalisierungen möglich sein müssen. Der Zugriff auf die Rohdaten und -dateien ist deshalb nicht die schlechteste Idee. Auch separate Tonspuren für Musik und Offstimme sind von Vorteil.
Fazit
Ziel eines Erklärvideos ist es, Wissen auf unterhaltsame Art und Weise zu transportieren. Klingt einfach - ist es aber nicht. Zwar gibt es unzählige Tools, mit denen sich Clips auf Knopfdruck produzieren lassen. Aber es gibt unzählige Fallstricke beim Aufbau einer Sequenz. Dieser Artikel hilft dir dabei, typische Fehler zu vermeiden und ein professionelles Erklärvideo zu erstellen.
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Moin aus Hamburg!
Mein Name ist Frank und ich bin bereits seit Mitte der 1990er in der Digitalbranche unterwegs. Meine Schwerpunkte sind Content-Marketing, E-Mail-Marketing und MarTech.