Um Content Experience zu verstehen, genügt ein Experiment: Schließ für einen Moment die Augen! Stelle dir vor, du müsstest am Schreibtisch zwischen zwei unangenehmen Meetings aufgewärmte Nudeln vom Vorvorabend herunter schlingen. Und dann stell dir vor, du isst die gleichen Nudeln entspannt am Lago Maggiore in einem lauschigen Ristorante.
Ich gehe davon aus, dass dir die Pasta im zweiten Szenario deutlich besser schmecken. Und vermutlich gönnst du dir dann auch noch ein Zabaione und ein Veneziano. Fakt ist: Das spezifische Umfeld hat großen Einfluss auf unser Empfinden und folglich auch auf unser Verhalten. Ein Grund, weshalb Content Experience im Marketing eine große Rolle spielt.
Positive Erfahrungen im Alltag
Der gehobene Einzelhandel hat das schon lange erkannt und versucht, dass Einkaufserlebnis seiner Kunden so entspannt und schön wie möglich zu gestalten. Mit aufwendiger Deko, Musik, Düften und stimmungsvoller Beleuchtung.
Im Content-Marketing werden Inhalte selten wirklich ansprechend präsentiert. Dabei gilt: Content kann noch so relevant und hochwertig sein – wenn die Gestaltung nicht passt und der Konsum anstrengt, verlieren User ganz schnell das Interesse.
Was genau ist Content Experience?
Wir bestellen bei Amazon, weil es so einfach und bequem ist. Wir kaufen uns langweilige Möbel bei IKEA, weil sie so schön präsentiert werden. Und genau so lesen wir lieber den Content, der uns einlädt und nicht abweist. Wir Menschen sind besessen von positiven Erlebnissen! Oder umgekehrt: Wir haben Angst vor negativen Überraschungen.
Nicht nur Apps, Shops oder Webseiten sollen nützlich und wertvoll, leicht zugänglich und intuitiv nutzbar sein. Auch bei der Content Creation befassen wir uns mit der positiven Erfahrung unser Nutzer. Content Experience ist das Erlebnis, welches wir beim Konsumieren von Content haben. Genau wie bei Nutzung von Produkten muss es positiv sein, wenn User zu Fans gemacht werden sollen.
Content vs Customer Experience
Dass, was Customer Experience kennzeichnet, lässt sich wunderbar auf die Eigenschaften von Content übertragen. Die sechs Faktoren Personalisierung, Integrität, Erwartungen, Problemlösungskompetenz, Aufwand sowie Empathie sind ausschlaggebend, um Content-Konsumenten zu gewinnen und langfristig zu binden.
Personalisierung
Ist der Content auf die Wünsche und Pain Points des Users ausgerichtet?
Zeit & Aufwand
Lässt sich der Content in einer angemessenen Zeit und ohne Hürden konsumieren?
Erwartungen
Werden die aus Erfahrungen resuktierenden Erwartungen erfüllt?
Integrität
Ist der Inhalt widerspruchsfrei und vertrauenswürdig?
Problemlösungskompetenz
Löst der Content die Probleme, die den User aktuell beschäftigen?
Empathie
Drückt der Content das Wissen darüber aus, wie der User sich fühlt?
Tipps für eine bessere Content Experience
Im Kern von Content Experience steht die Notwendigkeit, Deine Ziele und jede des Users unter einen Hut zu bringen.
Beispiel: Du möchtest Deinen Newsletter anpreisen, während der User einen Blogartikel liest? Viele Marketer schalten dazu einfach Pop-ups oder animierte Banner. Das ist keine Content Experience!
Gehe stattdessen wie folgt vor:
- Nehme die Perspektive Deiner Buyer Persona ein!
- Verstehe die Intention des Seitenbesuchers im Rahmen der Buyer Journey.
- Verstehe dein Marketingziel der betrefennden Seite!
- Mache den Konsum des Contents so bequem und einfach wie möglich!
- Störe den User nicht beim Konsum des Contents mit Werbung. Bette die Werbung so ein, dass sie wie ein Mehrwert verstanden wird!
Nutze die Instrumente aus der Conversion-Optimierung, um im Rahmen eines interativen Prozesses die Content Experience sukzessive zu verbessern.
Positive Erfahrung durch Framing
Framing bzw. der Framing-Effekt bezeichnet das „Einrahmen“ bzw. Einbetten eines Sachverhaltes in ein bestimmtes Bedeutungsumfeld. Je nach Darstellungsweise eines Themas können Entscheidungen und Urteile der Empfänger*innen beeinflusst werden. Dieser Effekt ist im Marketing elementar. So kann ein schnödes Mineralwasser mit exklusiver Story und edler Verpackung deutlich teurer verkauft werden als herkömmliches Mineralwasser.
Der Einfluss von Generativer KI auf die Content Experience
Seit ChatGPT am Markt ist, werden immer mehr Textinhalte mithilfe von KI produziert. Das kann man schön oder gut finden. Fakt ist, dass synthetisch generierte Texte oft sehr unpersönlich oder gar nach “Geschwafel” klingen. Ohne manuelle Nachbearbeitung ist eine positive Content Experience deshalb kaum zu erreichen.
Synthetischen Bilder wiederum können einen positiven Effekt haben, wenn sie der Ausschmückung von Textinhalten dienen. Mehr zum Thema Generative KI findest Du hier.
Der zunehmende Einsatz Generativer KI wird vermutlich dazu führen, dass die Qualität von Content in der Masse schlechter wird. Content Experience wird also immer wichtiger.
Ergänzende Artikel
Carolin Weber ist erfahrene Social Media Managerin und Influencerin. Seit ihrem Bachelor of Arts im Mode- und Designmanagement unterstützt die Hamburgerin vor allem Unternehmen aus dem Umfeld von Food, Fashion und Lifestyle.