Schon wieder so ein Buzz Word. Und dazu noch eines mit aufregendem Klang: Growth Hacking. Wer denkt da nicht an MacGyver? Höchste Zeit, sich mit dem Begriff mal auseinanderzusetzen.
Was ist Growth Hacking?
Es gibt nur wenige Schlagwörter, die so missverständlich interpretiert werden wie Growth Hacking. Um es vorwegzunehmen: Aus unserer Sicht ist Growth Hacking vor allem ein Prozess, welcher ein sogenanntes Growth-Mindset erfordert. Das Ziel: schnelles Wachstum mit unkonventionellen Mitteln.
Beschäftigen wir uns zunächst mal mit der Semantik der beiden Wortteile „Growth“ und „Hacking“:
Growth
Growth ist das englische Wort für Wachstum, Anstieg oder Zunahme.
Hacking
Das Wort Hacking wird umgangssprachlich benutzt, um jemanden zu bezeichnen, der oder die in Computersysteme eindringt und zugleich Teil einer entsprechenden Szene ist. Passt auf den ersten Blick nicht so ganz, oder?
Wichtig ist zu verstehen, dass ein “Hacker” immer ein bestimmtes Ziel verfolgt und verschiedenste Methoden ausprobiert, um in das System einzudringen und sein Ziel zu erreichen. Dabei hält er sich nicht an vorgegebene Prozesse. Im Growth Hacking sind sowohl Know-how, Ausdauer als auch Kreativität gefragt.
"Growth Hacking is a mindset. A skillset. An approach. A strategy. A vision."
Quelle: GrowthTribe
Welche Ziele verfolgen Growth Hacker?
Während klassische Marketer sich streng an Plänen orientieren, sucht ein Growth Hacker permanent nach Abkürzungen für schnelles Wachstum. Deshalb spielt Growth Hacking vor allem in SaaS-Unternehmen (Software as a Service) und in Start-ups eine bedeutende Rolle. Aufgrund beschränkter Budgets sind Lösungen gefragt, die wenig kosten und schnell zu Wachstum und dem anvisierten Product-Market-Fit führen.
Insgesamt stehen folgende Ziele im Vordergrund:
- Trafficgenerierung: Besucher auf die Website locken
- Conversions: Leads und Transaktionen maximieren
- Retention: Kunden dazu bringen, erneut zu kaufen
- Monetarisierung: Leads in Kunden umwandeln
- Weiterempfehlung: Kunden zu Multiplikatoren machen
Der Growth-Hacking-Prozess
In der Praxis ist Growth Hacking ein iterativer Prozess. Die einzelnen Schritte werden solange wiederholt, bis das anvisierte Ziel erreicht ist. Dann widmet sich der Growth Hacker dem nächsten Ziel.
1. Problem identifizieren
Die erste Hürde ist es, dass Problem zu erkennen. Denmn oft versteckt es sich hinter Symptomen. Ein guter Growth Hacker hintefragt die Dinge und nähert sich so der tatsächlichen Ursache eines Mangels.
2. Lösungen sammeln
Im zweiten Schritt ist Kreativität und divergentes Denken gefragt. Wie lässt sich ein Problem lösen? Welche unkonventionellen Maßnahmen könnten helfen?
3. Lösung testen
Nun werden die erfolgsversprechendsten Ideen nacheinander getestet. Hier sind analytische Fähigkeiten gefragt.
4. Lösung implementieren
Im letzten Schritt wird eine geeignete Lösung (der Growth Hack) implementiert, so dass man sich dem gesetzten Ziel sukzessive nähert.
Eigenschaften erfolgreicher Growth Hacker
Menschen sind normalerweise in einer Welt zuhause: In der kreativen Marketingwelt oder in der analytischen IT-Welt. Anders verhält es sich bei Growth Hackern. Deren Skillset ist übergreifend. Sie sind analytisch und kreativ zugleich und kennen sich zu vielen Themen gut aus. Ihr Schwerpunkt liegt normalerweise im E-Mail oder Content-Marketing-Bereich.
Ein solches Skillset entspricht einem T-Profil.
Neben den fachlichen Kenntnissen zeichnen sich Growth Hacker durch ein besonderes Mindset aus:
- Offenheit und Neugierde: Erfolgreiche Growth Hacker gehen den Dingen gern auf den Grund, um stets noch bessere Lösungen zu finden.
- Geschwindigkeit vor Perfektionismus: Erfolgreiche Growth Hacker wissen, dass aus den wenigsten Tests Verbesserungen hervorgehen. Deshalb setzen sie so viele kleine Tests auf, wie möglich auf.
- Divergentes Denken: Erfolgreiche Growth Hacker nähern sich einem Problem aus verschiedenen Perspektiven. Sie sind überaus kreativ bei der Entwicklung von Lösungsansätzen.
- Datengetrieben: Erfolgreiche Growth Hacker unterscheiden sehr strikt zwischen Bauchgefühl und dem faktischen Wissen aus Daten. Aus diesem Grund hinterfragen sie regelmäßig vermeintliche Fakten und Datenquellen.
Beispiele für erfolgreiches Growth Hacking
Hier ein paar inspirierende Beispiele. Aber bitte bedenke: Growth Hacks lassen sich nie 1-zu-1 kopieren. Falsch eingesetzt können sie nach hinten losgehen und viel Schaden anrichten.
Das soziale Netzwerk beschäftigt bis heute eine ganze „Armee“ von Growth Hackern. Ein recht erfolgreicher Hack war zum Beispiel, Nicht-Mitglieder per E-Mail darüber zu informieren, wenn ein Mitglied die Person auf Bildern „getaggt“ hat.
So wurde beim Nicht-Mitglied das Gefühl erzeugt, etwas zu verpassen. Ein wirklich guter psychologischer Trick zur Neukundengewinnung.
Quelle: Facebook
Hotmail
Erinnerst Du Dich noch an den (immer noch aktiven) E-Mail-Dienst Hotmail?
Sie fügten beim Start (1998) an jede mit Hotmail versandte E-Mail unten einen Satz wie „Diese E-Mail wurde mit Hotmail versandt, holen Sie sich jetzt gratis Ihr E-Mail-Konto“ an. Dieser simple Growth Hack verhalf Hotmail in kurzer Zeit zu 12 Millionen Accounts.
Jahre später, hat Apple mit “sent with my iPhone” diesen Hack kopiert.
Quelle: Slideshare
Bis heute verfolgt das Unternehmen die Strategie, dass ein neu angemeldeter Nutzer automatisch ausgewählten Top-Usern folgt. So werden die neuen User direkt „an die Hand genommen“, können die ersten Schritte auf der Plattform machen und immer aktiver werden.
Airbnb
Etablierte Plattformen nutzen, um das eigene Angebot bekannt zu machen. So hat es Airbnb gemacht. Der Eintrag bei Airbnb wurde automatisch auch auf Craigslist geposten. So nutzten sie die Popularität einer der größten Websites der USA und verbreiteten ihre Leistungen dort kostenlos.
Fazit
Growth Hacking ist ein Prozess. Bei der Umsetzung bedarf es eines speziellen Mindsets. Demnach gibt es für jedes Problem immer eine noch bessere Lösung. Die Aufgabe des Growth Hackers ist es, diese ausfindig zu machen.
Carolin Weber ist erfahrene Social Media Managerin und Influencerin. Seit ihrem Bachelor of Arts im Mode- und Designmanagement unterstützt die Hamburgerin vor allem Unternehmen aus dem Umfeld von Food, Fashion und Lifestyle.